Die digitale Psychotherapie - Interview mit den Gründern der App Moodpath

Weltweit sind mehr als 350 Millionen Menschen von einer behandlungsbedürftigen Depression betroffen. Jedoch finden weniger als 10 % der Betroffenen den Weg in die professionelle Gesundheitsversorgung. Dies liegt vor allem an der Unsicherheit der Betroffenen, ob eine behandlungsbedürftige Erkrankung vorliegt, aber auch an der Stigmatisierung des Themas Depression und langen Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz. Die App Moodpath soll diese Probleme lösen. Wie genau das funktioniert und spannende Tipps von den Gründern rund um das Thema Startups im Gesundheitswesen, lest Ihr hier.

Wie erkennt Moodpath eine Depression?

Als mobiles Gesundheitsprodukt bietet die App neben interaktiven Lernmodulen rund um das Thema Depression ein wissenschaftlich entwickeltes Depressions-Screening. 14 Tage lang beantwortet der Nutzer auf seinem Smartphone Fragen zu seinem aktuellen Befinden. Danach erhält er eine fundierte Einschätzung zum Vorliegen von Symptomen einer Depression sowie eine Handlungsempfehlung. Je nach Schweregrad empfiehlt Moodpath den Gang zum Psychotherapeuten. Für diesen kann der Nutzer einen Brief mit seinen persönlichen Verlaufsdaten ausdrucken oder per Email versenden. Weitere Schritte können außerdem telefonisch mit einem Psychologen von Moodpath besprochen werden.


„Wenn Ärzten und Therapeuten administrative Arbeiten erleichtert werden, können sie mehr Zeit am Patienten verbringen. Wir möchten der therapeutischen Unterversorgung entgegenwirken und alle Beteiligten unterstützen.“


Nach dem Screening bietet Moodpath zusätzlich Trainingsmodule an mit Übungen und Techniken aus der Verhaltenstherapie. Die allgemein lange Wartezeit auf einen Therapieplatz kann so überbrückt bzw. eine psychotherapeutische Behandlung optimal unterstützt werden.
What's Health im Interview mit den Moodpath Gründern Felix Frauendorf und Mark Goering über Höhen und Tiefen des Startup-Lebens und die Besonderheiten des deutschen Gesundheitsmarktes:

1) Was waren eure ersten Schritte zur erfolgreichen Gründung und wie konntet Ihr diese in Euren bisherigen Berufsalltag integrieren?

Uns beiden war klar, dass es unser langfristiges Ziel ist, etwas eigenes aufzubauen. Vor der Gründung haben wir deswegen auch schon Erfahrung bei anderen Startups und Inkubatoren gesammelt. Diese Erfahrung hat uns sehr beim Aufbau von Moodpath geholfen. Die Ausarbeitung von Konzept und Businessplan haben wir an den Wochenenden gemacht, bevor wir uns ab 2016 ganz auf Moodpath konzentriert haben. Außerdem ergänzen wir uns auch als Gründerteam: Felix hat einen klassischen betriebswirtschaftlichen Hintergrund, während Mark als klinischer Psychologe das notwendige Fachwissen mitbringt, um ein Produkt wie Moodpath konzeptionell zu entwickeln. Beides sind kritische Felder für unser Unternehmen und das Hintergrundwissen aus diesen Bereichen hilft uns in der alltäglichen Arbeit.


2) Was waren Eure größten Probleme oder Schwierigkeiten bei Moodpath, mit denen Ihr zu Beginn nicht gerechnet hattet?

Bisher hatten wir glücklicherweise keine signifikanten Probleme, mit denen wir nicht in irgendeiner Form auch gerechnet hätten. Fundraising gehört natürlich zu den Herausforderungen, die man als Gründer annehmen muss. Dafür muss man vor allem ausreichend viel Zeit einplanen. Auch das Rekrutieren und die Bindung von guten Mitarbeitern ist extrem wichtig.

3) Worauf seid ihr besonders stolz und was war Euer größtes Erfolgserlebnis?

Der Schritt von null auf eins ist immer der schwierigste. In unserem Fall war das eine erste Finanzierung zu bekommen, ohne dass wir bereits ein vorzeigbares Produkt oder irgendwelche anderen messbaren Indikatoren hatten, die eine Erfolgswahrscheinlichkeit erkennen lassen. Daher sind wir wahrscheinlich am ehesten darauf stolz, dass wir Investoren mit nur ein paar Powerpoint Slides und einem Excel-Businessplan von unserer Idee überzeugen konnten. Ein toller Moment war es auch, zu sehen, wie die erste Version von Moodpath live ging und im ersten Monat mehr als 10.000 Nutzer gewinnen konnte. Das hat uns bewiesen, dass es einen sehr hohen Bedarf für unsere Lösungen gibt.

4) Wie sieht der Alltag eines Gründers und der des Moodpath-Teams aus?

Ein richtiger “Alltag” stellt sich ja meist erst bei Unternehmen ein, die schon einen Zustand der Stabilität erreicht haben und klare Prozesse und Strukturen vorhanden sind. Davon sind wir aber noch weit entfernt. Daher ist bei uns aktuell kein Tag wie der andere. Es gibt aber Prinzipien nach denen wir unsere Arbeit ausrichten. Bei der Produktentwicklung halten wir uns beispielsweise an agile Produktentwicklungszyklen. Wir holen immer wieder das Feedback von Usern ein und nutzen die Erkenntnisse direkt, um die App weiter zu verbessern. Vorträge bei Events oder Treffen mit bestehenden oder potenziellen Investoren sind ebenfalls Tätigkeiten, die wir häufiger haben.


5) Dreht sich bei euch alles um Moodpath oder beschäftigt Ihr euch noch mit weiteren App-Ideen zu anderen Krankheitsbildern?

Moodpath ist auf das Krankheitsbild der Depression spezialisiert und momentan unser Fokus. Für die Zukunft planen wir weitere Apps für andere Krankheitsbilder. Darunter werden beispielsweise Apps sein, die sich mit Suchterkrankungen, Angststörungen oder Essstörungen beschäftigen. Darüber hinaus arbeiten wir gerade an einer Plattform für Ärzte und Psychotherapeuten, die als Prototyp im ersten Quartal 2017 erscheinen soll.

6) Welchen Rat würdet Ihr jemandem geben, der sich für die Gründung eines Startups auf dem deutschen Gesundheitsmarkt interessiert?

Hypothesen-getriebenes Arbeiten ist wichtig. Macht Annahmen und versucht diese nach und nach zu validieren. Führt Interviews mit Zielkunden durch und schaut, ob sie sich des Problems, das ihr zu lösen versucht, bewusst sind und für euer Angebot bezahlen würden. Erarbeitet einen detaillierten Plan, wie ihr euer Ziel in einem festgesetzten Zeitraum erreichen wollt. Wenn ihr externe Investoren aufnehmen wollt, ist es immer wichtig, die “Dotted Line” aufzuzeigen, also einen konkreten Pfad, der euch dahin bringt, wo ihr langfristig stehen wollt.

Habt keine Angst, über eure Idee zu sprechen. Tauscht euch mit vielen Leuten aus, deren Meinung ihr schätzt und lasst euch aber auch nicht von jeder Kritik, die ihr zu hören bekommt, entmutigen. Natürlich birgt jede Innovation auch immer ein gewisses Risiko. Nehmt euch außerdem von Anfang an Zeit, ein starkes und komplementäres Team aufzubauen, das alle wichtigen Bereiche des Unternehmens abdeckt.


7) Welche Bücher möchtet ihr gerne empfehlen?

Leuten, die sich mit dem Thema Unternehmensgründung beschäftigen, empfehlen wir die klassische Startup-Lektüre. Dazu zählen beispielsweise “The Lean Startup” von Eric Ries, “From Zero to One” von Peter Thiel, “Scaling Up” von Verne Harnish oder “Customer Centricity” von Peter Fader. Darin werden neben diversen Methoden und Frameworks auch nützliche und teilweise bittere Erfahrung von erfolgreichen Gründern geteilt. Das kann dabei helfen, sich von Beginn an auf die richtigen Themen zu fokussieren und bestimmte Fehler zu vermeiden.


Wir bedanken uns beim Team von Moodpath für dieses spannende Interview und wünschen weiter viel Erfolg mit der App und bei zukünftigen Projekten.
Mehr Infos findet ihr auf moodpath.de

Kostenloser Download im AppStore:

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