Wofür zahlt die Pharmaindustrie Millionen an Ärzte und Kliniken?

Erstmals Veröffentlichung eines Transparenzkodex: Leistungen der Pharmaindustrie an Ärzte und Kliniken belaufen sich auf über eine halbe Milliarde Euro im vergangenen Jahr.
Die Mitgliedsunternehmen des Vereins "Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie" (FSA) und des Verbandes der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) legen im Rahmen des Transparenzkodex nun erstmals Leistungen an Ärzte, medizinische Organisationen und Einrichtungen offen. Nach eigenen Angaben decken die 54 Firmen gemeinsam 75 % des deutschen Pharmamarktes für verschreibungspflichtige Medikamente ab.

366 Millionen Euro flossen den Angaben zufolge an Ärzte und Kliniken für klinische Studien und Anwendungsbeobachtungen von Arzneien. 119 Millionen seien als Vortragshonorare an Ärzte und für Fortbildungen eingesetzt worden. 90 Millionen Euro wurden für das Sponsoring von Veranstaltungen, Spenden und Stiftungen aufgewendet. [1]

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„Die Zusammenarbeit zwischen forschenden Pharma-Unternehmen und Ärzten ist eine Voraussetzung für die Entwicklung innovativer Arzneimittel und damit für die bestmögliche Behandlung der Patienten. So entsteht medizinischer Fortschritt“ - Birgit Fischer, vfa-Hauptgeschäftsführerin [1]


Wie viel Transparenz schafft der Kodex wirklich?

Immer wieder sieht sich die Branche dem Vorwurf ausgesetzt, Geld für umstrittene Studien, Fortbildungen und Reisen zu bezahlen. Mit der Transparenzoffensive wollen die Unternehmen den Verdacht der Einflussnahme auf Ärzte zur Verschreibung bestimmter Arzneimittel ausräumen.


"Kranke Menschen sollten sich sicher sein können: Mein Arzt verschreibt nur das, was für meine Genesung wichtig ist. Doch die Realität ist leider eine ganz andere. Der Transparenzkodex helfe Patienten nicht, wenn er nur auf freiwilligen Meldungen der Industrie basiert und jeder Arzt einer Veröffentlichung zustimmen muss." - Katrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Linken [2]


Der Transparenzkodex hilft Licht in die Zahlungen der Pharmaindustrie an Dritte zu bringen und ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Noch besser wäre jedoch, wenn der einzelne Patient nachvollziehen könne, wie viel Geld an welchen Arzt geflossen sei. Auch die Anti-Korruptionsinitiative Transparency International bemängelt die großen Lücken des Verfahrens.


UPDATE 14.07.2016: Von Correctiv und SPIEGEL ONLINE gibt nun eine Datenbank, die auf einer Karte zeigt an welche Ärzte wie viel Geld geflossen ist.

[1] vfa Pressemitteilung

[2] pharmazeutische-zeitung.de

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