"Für viele sind Apps heute schon ein Ansporn, sich mehr zu bewegen, sich gesünder zu ernähren - und sie unterstützen z.B. auch bei der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten. Das kann vielen Menschen eine wertvolle Hilfe sein. Doch bei mehr als 100.000 Gesundheits-Apps ist es für Bürger, aber auch für Ärzte nicht einfach, zwischen guten und schlechten Angeboten zu unterscheiden." - Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe
Doch es gibt zahlreiche Anwendungen, die noch viel mehr leisten als einfache Fitnesstracker. Sie können z.B. die Insulindosis für Diabetiker berechnen, vor Herzinfarkten warnen oder Depressionen und Hautkrebs frühzeitig erkennen. Wenn eine App teilweise den Arztbesuch ersetzten soll, stellt sich natürlich die Frage, wie verlässlich die Ergebnisse sind.
Deshalb hat das Bundesgesundheitsministerium eine Studie in Auftrag gegeben, welche die Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps herausfinden soll. Die Studie "
CHARISMHA" wurde nun vom Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik vorgestellt und umfasst eine Bestandsaufnahme aller Apps, ihrer Bedeutung für die Gesundheitsversorgung und leitet Handlungsmöglichkeiten ab.
Bisher sind qualitativ hochwertige Apps mit diagnostischem oder therapeutischem Anspruch, die valide Informationen bieten sowie ihre Zweckbestimmung verlässlich und sicher erfüllen, eher die Ausnahme. Die Wissenschaftler weisen auf Untersuchungen zur Wirksamkeit von Apps hin, die Leberflecke auf bösartige Veränderungen überprüfen. Die Qualität der Anwendungen variierte demnach stark. Drei der vier getesteten Apps stuften in mindestens 30 Prozent der Fälle bösartige Melanome als unbedenklich ein. Eine zunächst noch mögliche Heilung könne durch den ausbleibenden Arztbesuch so erschwert oder verhindert werden, heißt es in der Studie. Auch könnten Apps zur Fehldosierung von Medikamenten etwa bei Diabetikern führen. [1]
Kritik gibt es auch am Datenschutz. Der Untersuchung zufolge halten Gesundheits-Apps die datenschutzrechtlichen Anforderungen häufig nicht ein. Außerdem erweist sich die Abgrenzung, welche Apps dem Medizinprodukterecht unterliegen und welche nicht, in der Praxis noch als schwierig.
"Nötig sind klare Qualitäts- und Sicherheitsstandards für Patienten, medizinisches Personal und App-Hersteller. Gleichzeitig müssen wir dafür sorgen, dass Produkte, die einen wirklichen Nutzen für Patienten bringen, schnell in die Versorgung gelangen." - Hermann Gröhe