Wie 3D-Drucker die Medizin verändern
Mit ihnen konnten schon vielen Patienten auf der ganzen Welt geholfen werden; Prothesen und Implantate können einfacher und schneller denn je hergestellt und eingesetzt werden. Der
künstliche Halswirbel per 3D-Druck ist nur eines von vielen Beispielen in der heutigen Medizin. Nun sollen auch 3D-Pillen hergestellt werden?
Schon vergangenes Jahr hat die US-Pharmabehörde FDA grünes Licht für ein Medikament gegeben, das im 3D-Drucker entsteht. Wir sprechen hier von dem Medikament Spritam, welches den Wirkstoff Levetiracetam enthält, der zur Behandlung von Epilepsie verwendet wird. Dieses Präperat ist in den USA seit wenigen Tagen verfügbar und dort auf dem Weg in die Apotheke.
Können künftig Medikamente im Krankenhaus selbst produziert werden?
Das spezielle Druckverfahren wurde ursprünglich am Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelt. So trägt der 3D-Drucker nacheinander mehrere Schichten eines Pulvers auf, das den Wirkstoff enthält. Durch eine wässrige Lösung werden diese Lagen aneinandergeklebt und es entsteht eine poröse, gut wasserlösliche Tablette. Diese Tablette kann zukünftig mit individuellen Dosierungen hergestellt werden. Das Medikament kann in diesem Zuge an das Patientengewicht angepasst werden, sagt die Berliner Pharmazeutin Charlotte Kloft. "Dies ist ein sehr großer Fortschritt, damit Arzneistoffe nicht über- oder unterdosiert werden."
Das besondere an dieser Technologie ist zudem, dass mit dem Arzneimittel eine sehr hohe Wirkstoffdosis verabreicht werden kann - bis zu 1.000 mg in einer einzigen Dosis. Für den Patienten soll das neue Arzneimittel alles einfacher machen: Keine genauen Abmessungen seien nötig, mit nur einem Schluck erhalte der Patient seine individuelle Dosis - auch unterwegs sei das Medikament gut anzuwenden und natürlich ist es das Ziel in Zukunft vor Ort im Krankenhaus zu produzieren.
Wer steckt hinter diesem Medikament?
Aprecia Pharmaceuticals ist auf die Entwicklung und Produktion von Pharmazeutika spezialisiert. Das Unternehmen wurde 2003 gegründet und arbeitet mit der am MIT entwickelten 3D-Technologie, mit der Schicht für Schicht Objekte hergestellt werden können, so auch Pharmazeutika und Gewebestrukturen. Zudem entwickelte das Pharmaunternehmen eine firmeneigene Technologie, um Patienten, denen hochdosierte und starke Medikamente verschrieben werden die Einnahme zu erleichtern. So ist Aprecia nicht nur in der Lage 3D-Pillen zu entwickeln, sondern auch diese schnellstmöglich im Körper auflösen zu lassen. Auf diese Weise können vor allem älteren Menschen und Patienten mit Epilepsie geholfen werden.
"Die Entwicklung von Spritam ist daher ein weiterer Schritt hin zur Personalisierung in der Arzneimitteltherapie." Mit diesem Medikament könnten den fast 3 Millionen an Epilepsie erkrankten Menschen in den Vereinigten Staaten geholfen werden, denn anders als die herkömmlichen Medikamenten, sind die 3D-gedruckten Tabletten einfacher einzunehmen. Linderung könnte so schneller erzielt werden.